Meine Frau hielt mich für verrückt (die meisten ihrer Freunde kommen wohl auch aus dem Staunen nicht mehr raus): ich wollte gern mal mit dem Zug fahren in Thailand. Und am Freitag (09.12.) haben wir das gemacht!
Ein paar Worte vorweg
Mit fast 4500 km Schienenlänge ist das Netz in Thailand gar nicht mal so klein wie ich finde. Und die Bahnstation ist nur wenige „TukTuk Minuten“ von unserer Ferienwohnung entfernt.
Jetzt könnte man denken der Zug wäre vermutlich schneller und auch günstiger als die Alternativen – ist aber nicht so. Mit dem Auto oder Minibus braucht man 3 bis 3,5 Stunden nach Bangkok. Der Zug braucht 4:40 Stunden planmäßig. Eine Fahrt im Minibus kostet 200 Baht pro Person – Zug in der 2. Klasse kostet mehr als das doppelte (412 Baht).

Aaron ist dabei mit 361 Baht etwas günstiger gefahren.
Wofür also?
Okay halten wir fest: es dauert viel länger und ist viel teurer. Trotzdem wollte ich das probieren um Thailand mal nicht von der Straße aus zu sehen und um dieses berühmte Wartehaus am Bahnhof in Hua Hin mal zu sehen:

Hier darf (durfte?) der König auf den Zug warten. Man sieht ihn auf dem Titelfoto dieses Beitrags. Daher auch „königliches Bad Hua Hin“. Die thailändisch royale Familie hat das Bad 1926 für sich erschlossen und den Palast Wang Klai Kangwon gebaut. Der Tourismus startete in Hua Hin etwa 5 Jahre zuvor mit der Errichtung der Eisenbahnstrecke von Bangkok nach Singapore (dauert übrigens 4 Tage mit dem Orient Express).
Die Züge sind 30 Jahre alt, haben eine Klimaanlage und fahren mit Diesel. Sie stammen von Daewoo Heavy Industries (Süd Korea). Ich selbst kenne Daewoo noch aus der Zeit vor über 20 Jahren wo die noch Autos in Deutschland verkauft haben. Jedenfalls bauen die scheinbar auch Züge:-). So hier nun die Einfahrt unseres Zuges in Hua Hin:
Eindrücke der Reise
Also ich würde sagen das hat sich schon gelohnt einmal mit dem Zug zu fahren:
Unser Zug hatte 25 Minuten Verspätung bei der Ankunft in Hua Hin. Wir sind dann um 16:45 Uhr los gefahren. Knapp zwei Stunden – also nicht mal die Hälfte der Fahrzeit – hat man noch etwas sehen können und ein paar Fotos habe ich in der Zeit geknipst.
Bemerkenswert
Der größte Teil des Schienennetzes in Thailand ist nur eingleisig. Thailand baut aber wie wild neue Bahnhöfe und auch das zweite Gleis sieht man schon entlang des größten Teils der Strecke. Wenn es also irgendwo hakt, dann müssen die Züge warten bis das Gleis wieder frei ist. Und klar – nun könnte man denken, dass das dann wohl zwangsweise zu Verspätung führt. Die Antwort auf diese Frage ist aber eher ein jain.
Im Laufe unserer Fahrt hat sich die Verspätung auf fast eine Stunde erhöht. Angekommen in Bangkok sind wir aber einige Minuten vor der planmäßigen Ankunft! Das wäre mit der DB wohl niemals passiert:-). Wie das so genau geht, weiß ich nicht. Meine Frau und ich hatten aber den Eindruck: es wird einfach schneller gefahren:-).
Ebenfalls bemerkenswert finde ich, dass man Tickets nur unter Vorlage des Reisepasses kaufen kann. Unsere erste Fahrt zum Bahnhof war also umsonst.
Auch interessant ist, dass jeder Wagen einen eigenen Zugbegleiter hat. Ansagen gibts keine – dafür läuft der Zugbegleiter dann einfach durch und sagt die nächste Station an.
Unser Zug hatte „nur“ eine zweite Klasse und nennt sich „special express“. Es ist die schnellste Verbindung nach Bangkok. Es gibt aber Züge für nur 45 Baht (1,20 Euro), die also 10 % unseres Ticketpreises kosten, Holzbänke haben und keine Klimaanlage. Außerdem halten sie viel öfter und brauchen entsprechend lange. Meine Frau meint übrigens, dass die Züge früher ganz kostenlos waren. Vermutlich genau diese Variante ohne Komfort.
Es gibt noch eine komfortablere Variante mit 1. Klasse. Kann ich aber nix zu sagen:-). Auch nicht zu den Schlafwagen, die es ebenfalls gibt.
Und zuletzt noch: die State Railway Thailand (SRT) hat wohl noch nie Gewinn gemacht und schreibt Jahr für Jahr Verluste. Attraktiv ist auch anders – wie man zugeben muss. Vielleicht ändert sich das wenn die ersten Hochgewschwindigkeitsstrecken (geplant in den Norden nach Chiang Mai) und das zweigleisige System fertig werden.